Einordnung der aktuellen Diskussion um den Vertrag mit „Deutscher Glasfaser“
Viele Ortsteile von Schmitten sind heute unzureichend mit Internet-leitungen versorgt. Demgegenüber steht ein steigender Bedarf an Bandbreite. Sei es im Privaten (Streaming, digitale Behördengänge, Homeschooling usw.) , im beruflichen Umfeld (HomeOffice) oder als attraktiver Standort für moderne Gewerbebetriebe – ohne Internetleitung geht es nicht.
Der Hochtaunuskreis hat hierzu eine Ausschreibung durchgeführt. Der einzige Bieter war die „Deutsche Glasfaser“. Sie hat auch den Zuschlag bekommen.
Daraus resultieren nun zwei Handlungsstränge: zum einen die Erschließung der sogenannten „Weißen Flecken“ im gesamten Hochtaunuskreis durch die Deutsche Glasfaser. Zum anderen (unabhängig von der Ausschreibung) aber auch die Erschließung der jeweiligen Ortsteile in Schmitten (Flächen) mit Glasfaser.
Zum zweiten wird die Gemeinde Schmitten in Kürze einen Vertrag mit der Deutschen Glasfaser abschließen. Dies ist im Gemeindeparlament mit der Mehrheit der Koalition aus CDU, Grüne und b-now entschieden worden.
Seitdem wird viel über das Thema diskutiert. Fragen sind offen. Manche Themen werden verkürzt, in einem zweifelhaften Kontext oder auch schlichtweg falsch dargestellt.
Wir möchten hier den Versuch übernehmen das Thema umfassend darzustellen. Neutral – aber mit einer klaren Zielsetzung: jeder Bürgerin und jedem Bürger transparent zu machen, dass JETZT eine Entscheidung ansteht, die die digitale Zukunft eines jeden betrifft.
Komplexe Sachverhalte brauchen Raum für die Erläuterung. Der Text ist umfassend – und dadurch lang. Wir haben versucht ihn so zu gliedern, dass die an den Details interessierten Leser:innen diese bekommen. Und die Personen, die es etwas weniger umfassend haben wollen, die Detailpassagen auslassen können.
Wo irgend möglich haben wir Quellen zu den Aussagen beigefügt (Fußnote). Oder eine weitere Informationsquelle direkt im Text verlinkt.
Viel Spaß bei der Lektüre.
Starten wir mit der Einordnung. Um was geht es:
Bei dem Themenkomplex der „Weißen Flecken“ geht es um einzelne Häuser oder entlegene Straßenzüge, die bei einer Flächenabdeckung der Deutschen Glasfaser nicht berücksichtigt werden würden. Die Erschließung dieser Einzelanschlüsse wäre unwirtschaftlich und würde daher von einem privatwirtschaftlichen Unternehmen niemals angeschlossen werden. Hier greift also die Ausschreibung des Hochtaunuskreises
Der wichtigste Punkt: welche Straßen und welche Gebäude sind auf der Liste? Die Liste ist hier zu finden: https://www.b-now-schmitten.de/aktuelles-in-schmitten/glasfaserausbau/
Hintergrundinformationen:
Gut zu wissen: alle, deren Gebäude auf der weißen Liste aufgeführt sind, werden unabhängig von den Aktivitäten auf den „Flächen“ Ortsteilen die Chance auf einen Glasfaseranschluss erhalten.
Einige Gemeindeteile haben bereits teilweise Glasfaseranschlüsse. Aber noch nicht in der gesamten Fläche. Und einige Ortsteile haben noch keine Glasfaser.
Die Deutsche Glasfaser wird sich in einem Vertrag mit der Gemeinde Schmitten verpflichtet, sofern mindestens 40% der Haushalte einen Glasfaseranschluss buchen, diesen auch zur Verfügung zu stellen.
Das Investitionsrisiko liegt hierbei alleinig bei Deutsche Glasfaser.
Für die beiden Ortsteile Seelenberg und Hegewiese hat man sich auf einen Mindestanteil von 60% geeinigt.
Was bedeutet das:
Halten wir mal inne – was bedeutet das jetzt. Oder: was geht – und was nicht?
Gehen wir den Schritt in die Politik – auf die Bundesebene und auf unsere schöne Gemeinde Schmitten
Zuerst zum Bund. Die Entscheidung Breitband-Infrastruktur durch privatwirtschaftliche Unternehmen umzusetzen geht noch auf die Zeiten von Helmut Kohl in der damaligen Christlich-liberalen Koalition zurück.
Wichtig ist hier jedoch die Bundesnetzagentur, die eine Regulierungsfunktion inne hat. Diese könnte aufgrund einer Novelle des Telekommunikationsmodernisierungsgesetz[4] eine wichtige Rolle bekommen. Es wird nämlich ein „Recht auf schnelles Internet“ geben. Wie das konkret aussieht ist aber zum jetzigen Zeitpunkt noch unklar. Insofern halten wir es für gefährlich alleine auf das Gesetz und der Durchsetzungsfähigkeit der Bundesnetzagentur zu setzen.
Aber nochmal klar beschrieben: anders als beim Straßenbau, Strom- oder Wassernetzen sind Internetleitungen in Deutschland privatwirtschaftlich organisiert. Und das bedeutet eben auch, dass keiner der Anbieter gezwungen werden kann in Schmitten Leitungen zu legen.
Kommen wir also zur Gemeindepolitik. Der Vertrag lag allen Mitgliedern der Gemeindeversammlung rechtzeitig vor der Sitzung vor. Er war sogar für alle Bürger:innen im Internet ebenfalls vor der Sitzung auf der Homepage der Gemeinde abrufbar. Das Expert:innen-Netzwerk der b-now Schmitten hat sich also am Wochenende vor der Sitzungswoche die Arbeit gemacht und den Vertrag durchgearbeitet.
Und ja – auch uns hat nicht alles gefallen, was dort formuliert war. Nur muss man sich dann auch die Relevanz der Punkte ansehen. Wir waren der klaren Meinung:
Wie könnte es denn nun weiter gehen? Auf diese Information warten wir alle:
Wir hoffen mit diesen ausführlichen vier Seiten Transparenz und Klarheit in dieses wichtige Thema bringen zu können.
Die b-now Schmitten hat sich ein Prinzip gegeben: wir sagen, was wir tun – und wir tun, was wir sagen. Im vergangenen Kommunalwahlkampf war das Thema Breitbandausbau auf der Agenda von faktisch allen Parteien, die sich zur Wahl gestellt haben. Wir sind in der Koalition und haben damit den Auftrag zu handeln. Wir tun, was wir sagen.
Warum: weil wir unser Schmitten lieben. Weil wir es genießen in dieser wunderbaren Natur und Landschaft zu leben. Und weil wir hier modern und zeitgemäß leben wollen.
Das Angebot der Deutschen Glasfaser ist nicht perfekt. Und es kostet den Bürger:innen Geld. Aber das können wir nicht ändern. Das wäre weder mit Telekom, 1&1, Vodafone oder anderen anders. Und auch nicht, wenn wir in Oberursel, Frankfurt oder in Usingen leben würden.
Also lasst uns die wesentlichen Themen diskutieren – und gute Entscheidungen treffen. Die Kommune und die Politik haben ihr mögliches getan. Durch eine intensive Begleitung durch den gemeindeeigenen Bauhof bei den Umsetzungsmaßnahmen wird dies auch weitergehen. Jetzt ist es aber an den Anwohner:innen eine Entscheidung zu treffen. Und das klar und deutlich zu machen, ist unser Ansinnen.
Wer an dem Thema noch mehr Interesse hat bekommt hier noch zwei Empfehlungen:
[1] https://ausschreibungen-deutschland.de/622952_Bereitstellung_eines_flaechendeckenden_Breitbandnetzes_sowie_Angebot_breitbandiger_2020_Bad_Homburg_vor_der_Hoehe
[2] https://de.wikipedia.org/wiki/Point_of_Presence
[3] https://www.pcwelt.de/news/Elon-Musks-Satelliten-Internet-waechst-rasant-Hier-melden-Sie-sich-jetzt-an-11023740.html
[4] https://www.tagesschau.de/wirtschaft/technologie/schnelles-internet-fuer-alle-101.html
[5] https://www.onlinezugangsgesetz.de/Webs/OZG/DE/startseite/startseite-node.html